Interview mit Thomas D

Ein wahres Heimspiel

"Das ist nur hier möglich": Thomas D freut sich auf die große Party auf dem Wasen. (Bilder: Ruser & Laux)

Am 25. Juli treten Die Fantastischen Vier auf dem Cannstatter Wasen an zum „Heimspiel“ – so der Name, den sie für ihr Konzert anlässlich ihres 20-jährigen Bandjubiläums gewählt haben. Wir haben Thomas D bei den Vorbereitungen für das Spektakel getroffen.


GOOD NEWS:
Bei eurem Konzert „Heimspiel“ auf dem Cannstatter Wasen feiert ihr euer 20-jähriges Bandbestehen. Denkt ihr, wenn ihr euer Publikum seht, manchmal: „Mann, sind die alt geworden“?

Thomas D: Nee, die älteren Fans bringen ja die jungen mit, Gott sei Dank. Du hast eigentlich immer in den vorderen Reihen die jüngeren und weiter hinten umso mehr auch ältere Zuschauer. Wir haben auf jeden Fall noch niemanden nach Hause geschickt weil er zu alt war. Manchmal gibt es schon Typen im Publikum, wo du denkst: „Hey, was machst du hier?“. Aber jeder ist willkommen bei den Fantas!

GOOD NEWS: Das Publikum altert schließlich mit.

Thomas D: Ja, solange man nicht auf der Bühne denkt: „Mann, sind wir alte Typen“, ist alles noch okay.

GOOD NEWS: Eine Band, die 20 Jahre in derselben Besetzung besteht, hat Seltenheitswert. Was ist euer Rezept?

Thomas D: Ich glaube, es hängt mit uns vier Typen zusammen. Sicher auch mit der schwäbischen Bodenhaftung. Dass wir eine Band sind, die nie richtig zufrieden war mit dem, was sie erreicht hat und sich nie darauf ausgeruht hat. Wir wollen immer noch einen draufsetzen mit einem neuen Album. Das führt zu einer sehr hohen Qualitätskontrolle im Haus. Bevor etwas das Haus verlässt, ist daran ordentlich geschraubt worden, und wir alle finden es dann super, wir vier. Das reicht wohl aus, dass es draußen eine gewisse Qualität hat und diese hält.

GOOD NEWS: Bei einem 20-jährigen Bandbestehen häufen sich einige Musikstücke an – möglicherweise auch einige musikalische Fehltritte. Werdet ihr alle Etappen eurer Karriere beim Heimspiel wiedergeben?

Thomas D: „Die da“ war in der Diskussion. Wir finden ja, dass man es eigentlich schon spielen muss. Auch als Dankeschön und in der Erinnerung. Wenn ich auf ein „Stones“-Konzert gehe, dann will ich auch „Satisfaction“ hören. Ist mir doch egal, wie oft Mick Jagger das schon performt hat. „Die da“ war ein Fluch und Segen. Wir haben früh aufgehört, den Song auf Konzerten zu spielen. Es ist sehr schwierig, den Song musikalisch in ein anderes Gewand zu packen. In der alten Form wollen wir das Lied nicht spielen. Vielleicht finden wir jetzt mit dem Sinfonieorchester eine Version von „Die da“, die uns so gefällt, dass wir sagen: „Das spielen wir.“ Aber unsere Fans kommen glaube ich nicht wegen „Die da“. Wir haben genügend Songs, um ein fulminantes Konzert zu spielen.

GOOD NEWS: Im Fußball wird von der Heimmannschaft erwartet, dass sie offensiv spielt. Was unterscheidet für euch ein Heimspiel von einem Auswärtsspiel?

Thomas D: Also, wir werden nicht ausgebuht, wenn wir das Stadion betreten – egal in welcher Stadt. Das Schöne ist, es sind immer unsere Fans da. Es ist viel kalkulierbarer – ein Sportler weiß ja gar nicht, wie das Spiel ausgeht. Ich weiß, wie mein Konzert ausgeht: Es gibt eine Setlist und so wird’s gespielt (lacht) . Das Risiko, zu verlieren, ist wesentlich geringer. Wir wissen jetzt schon, dass mehr Fans zu unserem Konzert am 25. Juli kommen werden, als wir erwartet hätten. Wir haben mit 20.000 gerechnet und jetzt werden es wahrscheinlich eher doppelt so viele. Das verdient den Namen „Heimspiel“ und das ist glaube ich auch nur hier möglich.

GOOD NEWS: Wie geht es nach 20 Bandjahren weiter mit den Fantastischen Vier? Ist ein neues Album geplant?

Thomas D: Ja! Wir wollen uns nicht lumpen lassen. Wir wollen jetzt nicht einfach die ollen Kamellen abfeiern, sondern ein neues Album machen. Wir haben schon etwa sechs Nummern, bei denen es schon etwas zu hören gibt, aber es ist noch nicht klar, in welche Richtung das Album geht. Wir sind noch am Fischen und Ideensammeln.

GOOD NEWS: Eure Konzerte in der Schleyerhalle und auf dem Schlossplatz bei der VfB-Meisterfeier sind legendär.

Thomas D: Ja, die waren ganz gut.

GOOD NEWS: Was wird das Heimspiel-Konzert von euren bisherigen Konzerten in Stuttgart unterscheiden?

Thomas D: Wir haben ein 50-Mann-Orchester dabei. Da ist ein Chor, da sind Bläser dabei und Streicher. Alles, was wir wollen, kommt da an. Und wenn es der Querflöten-Luftbariton-Percussionist ist, den wir für eine Nummer brauchen.

GOOD NEWS: Ihr scheut keine Kosten und Mühen.

Thomas D: Genau. Und das als Schwaben (lacht) ! Das Konzert ist ein ganz großes Ding: Mehrere Wochen Übungszeit sind angesetzt für dieses eine Konzert. Bei den bisherigen Konzerten haben wir unsere Nummern einfach gespielt. Dieses Mal werden wir in die Songs neue Elemente integrieren, die müssen alle noch erfunden werden.

GOOD NEWS: Ihr spielt ja selbst keine Instrumente. Hat durch die Arbeit mit dem Orchester ein Umdenken stattgefunden und ihr lernt jetzt Instrumente?

Thomas D: Nein, wir verlassen uns auf diejenigen, die sich schon vor 20 Jahren überlegt haben, ein Instrument zu spielen. Als wir angefangen haben, Musik zu machen, hieß es oft: „Ihr spielt kein Instrument, ihr könnt ja gar nix.“ Aber das, was wir mit dem Nicht-Können erschaffen haben, ist ziemlich groß. Und das ist unsere Spezialität: arrangieren, kreieren, sammeln, reduzieren, produzieren.

GOOD NEWS: Du bist ja dieses Jahr mit deiner „Kennzeichen D“-Tour auch solo unterwegs. Fällt dir das schwer, nach deinen Solo-Ausflügen wieder in die Rolle als Teil einer Band zu schlüpfen?

Thomas D: Weil wir schon seit 20 Jahren zusammen Musik machen, weißt du in dem Moment, in dem die Musik losgeht, was du zu tun hast. Wenn ich solo spiele, ist viel mehr Aufregung dabei, mehr Nervosität. Bei den Fantas bin ich kaum nervös. Das ist wie die Mitternachtsformel damals in der Schule (lacht) . Solo will ich mich viel mehr beweisen. Aber ich mag beides sehr und ich würde keines dem anderen vorziehen.

GOOD NEWS: Verrätst du uns deine gute Nachricht des Monats?

Thomas D: Neulich wurde meine Schule in Afghanistan eingeweiht, mit den Grünhelmen zusammen. Die Grünhelme bauen Schulen auf der ganzen Welt in Kriegsgebieten, Krisengebieten und in Gebieten, die durch Naturkatastrophen in Mitleidenschaft gezogen worden sind. Meine Schule, die ich initiiert habe und für die ich das Geld gegeben habe, wurde jetzt eingeweiht. Wobei die bessere Nachricht hoffentlich Ende des Jahres kommen wird: Wir haben ein Krankenhaus in Indien gebaut, am Fuße des Himalaya. In 250 km Umkreis gibt es dort keine vernünftige medizinische Versorgung für die Menschen. Hoffentlich ist die gute Nachricht nächstes Jahr: Das Krankenhaus steht.

GOOD NEWS:
Thomas D, vielen Dank für das Gespräch. (VP)



Steckbrief

Name: Thomas D (Thomas Dürr)

Geburtstag/Geburtsort: 30. Dezember 1968 in Ditzingen

Beruf: Musiker, Friseur


Diskografie (Alben):

Solo

1997: Solo
2001: Lektionen in Demut
2008: Kennzeichen D

Die Fantastischen Vier (Auswahl)

1991/1992: Jetzt geht’s ab
1992: 4 gewinnt
1993: Die 4. Dimension
1995: Lauschgift
1999: 4:99
2004: Viel
2007: Fornika

Weitere Informationen:

www.diefantastischenvier.de

Feiern 20-jähriges Bühnenjubiläum: Thomas D und die Fantastischen Vier
Scheuen weder Kosten, noch Mühen: "Und das als Schwaben!", lacht Thomas D.
06.06.2009
(Ausgabe Juni 2009)
 
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