Das Plakat zum internationalen Frauentag (Bild: Bildercache.de)

Frauentag in Stuttgart

100. Internationaler Frauentag

„Der Internationale Frauentag ist die wichtigste Kundgebung für das Frauenwahlrecht gewesen, welche die Geschichte der Bewegung für die Emanzipation des weiblichen Geschlechts bis heute verzeichnen kann“, sagte Clara Zetkin im Jahre 1911, vor einhundert Jahren, und zog damit ein Fazit über die erste Veranstaltung für Frauen dieser Art. Hunderttausende Frauen in Dänemark, Deutschland, Österreich und der Schweiz feierten und demonstrierten damals den ersten Internationalen Frauentag. Ihre zentrale Forderung: ein freies, geheimes und gleiches Wahlrecht.


100 Jahre sind noch nicht genug

Das war vor einhundert Jahren. „Leider sind hundert Jahre nicht genug“, meint Beate Dörr vom Landesamt für politische Bildung Baden-Württemberg in Stuttgart: „Zwar ist die Gleichberechtigung von Männern und Frauen im Grundgesetz verankert, aber erreicht ist sie dadurch noch nicht. Das sieht man vor besonders beim Lohnunterschied.“ Auch Bärbel Illi vom FrauenNetzwerk Stuttgart sieht noch großen Handlungsbedarf im Bereich Gleichberechtigung der Frau: „Die zentrale und gemeinsame Forderung des Wahlrechts haben wir erreicht. Jetzt kommt es darauf an, dass sich noch mehr Frauen zur Wahl stellen und auch gewählt werden.“


Veranstaltungen in Stuttgart

Mit zahlreichen Aktionen und Veranstaltungen soll der diesjährige Internationale Frauentag in Stuttgart begangen werden. Der IG Metall Ortsfrauenausschuss Stuttgart, der ver.di Frauenrat und der DGB Region Nordwürttemberg reihen sich zum Beispiel am Mittwoch, den 8. März 2011, mit einem Wagen beim großen Faschingsumzug durch Stuttgart ein. „30 bis 40 Frauen werden die verschiedenen Entwicklungen darstellen. Von Clara Zetkin bis zu den Fußballerfrauen“, erklärt Bärbel Illi. Tags darauf, am 9. März 2011, präsentiert das Sarah Kulturzentrum für Frauen e. V. einen Vortrag von Claudia Weinschenk. Unter dem Motto „Gestern Sklavinnen, heute Kämpferinnen, seid ihr die Siegerinnen von morgen?“ wird die freie Historikerin aus Stuttgart unter anderem die geschichtlichen Hintergründe des Internationalen Frauentags beleuchten. „Ich möchte die Besucherinnen mit meinem Vortrag anregen, sich zu überlegen, was der Tag mit ihrem Leben zu tun hat“, sagt Claudia Weinschenk. „Ist bereits alles erreicht, was sie sich gewünscht haben oder lohnt es sich, noch weiter zu kämpfen?“ Beginn der Veranstaltung ist um 19 Uhr in der Johannesstraße 13 in Stuttgart.


Kick La Luna heizt ein

Mit einem großen Frauenfest wollen Frauennetzwerke aus Stuttgart und Baden-Württemberg gemeinsam die Erfolge der letzten hundert Jahre feiern. Am Samstag, den 12. März 2011, soll das Fest im Treffpunkt Rotebühlplatz steigen. Einlass ist ab 18 Uhr, Beginn der Feier ist für 19 Uhr vorgesehen. „Zehn Frauen werden erzählen, was ihnen der Frauentag persönlich gebracht hat und was sie der Bewegung zu verdanken haben“, verrät Bärbel Illi im Vorfeld der Veranstaltung. Sie freut sich besonders auf den musikalischen Höhepunkt des Abends: Die dienstälteste Frauenband Deutschlands „Kick La Luna“ rockt den Treffpunkt Rotebühlplatz. Mit der unbekümmerten Mixtur verschiedener Musikstile deckt die Band aus Frankfurt die große Bandbreite von Ethno-Funk bis Bossa-Soul ab.


Vernissage und Ausstellung

Im Stuttgarter Rathaus ist die Ausstellung „Zeit mit uns – gekämpft, geliebt, gelebt“ vom 15. März bis zum 1. April 2011 zu sehen. Öffnungszeiten sind montags bis freitags von 8 bis 17 Uhr. Die Vernissage findet am Dienstag, den 15. März 2011 um 17 Uhr statt. Auch das Forum der Kulturen Stuttgart e. V. beschäftigt sich mit dem Aktionstag. Mit seiner Themenreihe „Creativas – Frauen, Kunst und Migration“ widmet es sich ganz den Künstlerinnen mit Migrationsgeschichte aus Stuttgart und Umgebung. Seit dem 2. März bis zum 25. März 2011 präsentiert es eine Fülle von verschiedenen Veranstaltungen aus den Bereichen Bildende Kunst, Musik, Theater, Film und Literatur.


Bertha-Benz-Tage im Mercedes-Benz Museum

Im Mercedes-Benz Museum steht von Freitag, den 11. März bis Sonntag, den 13. März 2011, alles unter dem Motto „Was wäre ohne Bertha Benz?“. Fragen, wie zum Beispiel woher der Name Mercedes stammt oder warum und wie eine Frau den Rückspiegel erfunden hat, werden bei einem speziellen Rundgang durch das Museum beantwortet. Am 13. März 2011 erzählt Jutta Benz von ihren Urgroßeltern Carl und Bertha Benz, die den heutigen Weltkonzern damals gründeten.


Ein bisschen Clara Zetkin für alle Frauen

Der Frauenrechtlerin Clara Zetkin hätte es wohl sehr gefallen, wenn sie hundert Jahre nach dem ersten Internationalen Frauentag heute auf den bunten Stuttgarter Veranstaltungskalender schauen könnte. Mascha Riepl-Schmidt, Literaturwissenschaftlerin und Frauenforscherin in Stuttgart, findet das nur passend: „Besonders in Stuttgart ist viel von Clara Zetkin geblieben. Schließlich hat sie lange Jahre in Sillenbuch gewohnt.“ Sie geht sogar weiter und ermuntert die Stuttgarterinnen: „In jeder modernen Frau sollte ein bisschen Clara Zetkin stecken. Politisch intellektuell bewusst, aber auch aufmüpfig und orientierungsfähig.“ (BD)


Infos über Clara Zetkin

Geboren am 5. Juli 1857 Gestorben am 20. Juni 1933
Veröffentlichungen:
1889: Die Arbeiterinnen- und Frauenfrage der Gegenwart
1907: Zur Frage des Frauenwahlrechts
1919: Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht
1929: Erinnerungen an Lenin

05.03.2011
(Ausgabe 05. März 2011)