Teflon Fonfara

Der Stadtschamane

Teflon Fonfara bezeichnet sich selbst als Stadtschamane. (Bilder: Ulrike von Gemmingen)

GOOD NEWS: Teflon, du hast viele Talente: Vom Musiker über den Grafiker bis hin zum Autor. Welches davon spielt die Hauptrolle in deinem Leben?

Teflon Fonfara: Das wechselt ständig. Manchmal arbeite ich wochenlang an neuen Songs, dann entwerfe ich als Grafiker Internet-Seiten für Firmen, schreibe als Autor für Radio-Comics oder für mein Buch, entwerfe werbliche Konzepte oder Illustrationen. Dazu habe ich Auftritte mit meiner Weltmusik- Band „Asian Stars“, mache Comedy- Auftritte mit den Comic-Figuren „Frau Kächele und Frau Peters“ und gebe Seminare für Meditation und Selbstheilung. Alles umfasst die Begrifflichkeit Humor, Harmonie, Heilung. Dies lebe ich in Gedanken und Taten.

GOOD NEWS: Wie fängt ein typischer Teflontag an? Wie begrüßt sich Teflon Fonfara beim ersten Blick in den Spiegel? Gibt es vielleicht morgendliche Rituale, die dir wichtig sind?

Teflon Fonfara: Den ersten Blick werfe ich nicht in den Spiegel. Die ersten Gedanken sind viel wesentlicher. Wenn du morgens aufwachst, bist du ein glücklicher Mensch, wenn dein erster Gedanke einen positiven Aspekt des neuen Tages beinhaltet, wie „heute kommt netter Besuch, auf den ich mich freue“ oder „heute treffe ich eine interessante Person für meine Geschäfte“ oder auch „heute kommt meine lang erwartete Bestellung“. Der erste Gedanke am Morgen ist somit ein positives Ereignis, und es fällt mir leichter, aufzustehen und mit dieser positiven Kraft locker in den Tag zu starten. Auch beim Blick in den Spiegel wird bei mir gute Magie geweckt. Ich lächele mich morgens selbst im Spiegel eine Minute lang an – und das jeden Morgen. Dadurch verändert sich meine Ausstrahlung, denn durch das Hochziehen der Mundwinkel werden biochemische Ereignisse ausgelöst, die mir gut tun. Wenn du dies kannst, bist du der große Regisseur deines Lebens und du wirst es genießen können. In den Sommermonaten setze ich mich auf den Balkon in die frühe Sonne und fordere die sofortige kreative geistige Anregung. So habe ich über längere Zeit jeden Morgen meinen ersten Gedanken per Handy-Video aufgezeichnet. Ich habe die ersten Ideen des Tages in einem 30-Sekunden-Filmchen festgehalten und möglichst etwas Witziges und Kreatives entstehen lassen. So entstanden sehr schnell rund 400 Mini-Filme, die ich vorübergehend online auf YouTube veröffentlichte. Aus diesen Ideen schrieb ich 2009 für den SWR eine Comedy-Serie, die ich derzeit täglich in Facebook als „Guru Schaschlik“ veröffentliche. Außerdem erfand ich jeden Morgen witzige Sprüche oder rhetorische Gags, die nicht länger als 140 Zeichen sein durften. Diese veröffentlichte ich dann täglich auf Twitter. Es macht mir großen Spaß, am Morgen mit meinen Gedanken sofort aktiv und kreativ zu sein. Und dann erst putz’ ich mir die Zähne.

GOOD NEWS: Und wenn es dann raus geht – welches sind deine Lieblingsplätze in der Stadt und warum?

Teflon Fonfara: Es sind die Parks in und um Stuttgart, die eine wunderbare Energie haben. Aber mein spezieller Kraftplatz ist dieser Hügel hinter dem Rotenberg, wo im Sommer Hunderte von griechischen und türkischen Familien sonntags picknicken. Viele Menschen spüren diese Energie und kommen dorthin. Auf dem Hügel gibt es einen Kraftplatz, den ich schon oft mit Freunden besucht habe. Lieblingsorte in Stuttgart habe ich immer nur vorübergehend, das kann dieses Café in der Liststraße sein oder ein indisches oder italienisches Restaurant oder ein Live-Club. Aber so ganz klassische Lieblingsplätze in Stuttgart habe ich nicht. Dazu kommt, dass ich an freien Abenden sehr gerne zuhause bin.

GOOD NEWS: Was verbindet dich besonders mit Stuttgart, warum bleibst du hier?

Teflon Fonfara: Als ich nach einem Jahr in Manhattan wieder nach Stuttgart zurückkam, habe ich mich in dieser „kleinen“ Stadt zuerst unwohl gefühlt. Trotzdem blieb ich hier hängen, weil ich kurz darauf eine Radio- Comedy erfand. Meine „Frau Kächele und Frau Peters“-Idee wurde neben dem „Frauenarzt von Bischofsbrück“ die erfolgreichste Serie im damaligen Süddeutschen Rundfunk. Ich habe meine schrillen Kultfrauen komplett im Alleingang hergestellt. Das heißt, ich habe über 800 Folgen geschrieben, selber gesprochen und produziert. Diese Arbeit konnte ich nur in Stuttgart machen. Nicht weil es damals noch kein Internet gab, sondern weil ich die Stadtstimmung nur hier einfangen und somit witzige Geschichten schreiben konnte. Den Job habe ich zwölf Jahre lang gemacht. Inzwischen hat sich die Stadt erheblich verändert. In den 1980er Jahren stellte ich mich manchmal auf Aussichtspunkte, wie beispielsweise beim Teehaus. Ich trainierte mentale Fähigkeiten und streute mit meinen Gedanken weißes Licht über die ganze Stadt. Das habe ich viele Male getan. Und ich habe mich auch mit niemandem abgesprochen. Viele Jahre später erfuhr ich, dass das viele Leute gemacht haben – allein aus Intuition. Ob das was genützt hat? Schau dir doch mal diese wunderbare Stadt an! Stuttgart genießt diese besondere Energie und es ist ein Ort zum Wohlfühlen.

GOOD NEWS: Wie definierst du Glück? Verrate uns doch deinen speziellen Tipp fürs Glücklichsein.

Teflon Fonfara: Zuerst mal ganz theoretisch und abstrakt: Es gibt einen Bereich, den du als Realität wahrnimmst. Wir nennen es „Realität“. Und nun gibt es noch einen Bereich, den du als Wunschdenken defi nierst. Diesen Bereich nennen wir „Wunschdenken“. Nun betrachte diese beiden Ebenen – die Ebene Realität und die Ebene Wunschdenken. Dann wirst du entdecken, dass es vielleicht Bereiche gibt, in denen sich Realität und Wunschdenken decken und das gleiche bedeuten. Dies kann je nach Art des Wunschdenkens ein ganz kleiner oder ein sehr großer Bereich sein. Diesen Bereich definieren wir als „Glück“. Wir werden immer Momente als glücklich empfinden, in welchen das Wunschdenken mit der Realität übereinstimmt. Beispiel: Ein Mensch mit wenig Geld träumt von einem tollen Auto. Weil hier Wunschdenken und Realität weit auseinander liegen, sieht das vorerst nicht nach Glück aus. Anderes Beispiel: Ein zufriedener Mensch lebt zurückgezogen in Einfachheit und mit der Natur. Seine Wunschgedanken drehen sich um die Ereignisse der Natur, und so kommt es, dass sein Wunschdenken eher seiner Realität entspricht – ein wahrlich glücklicher Mensch. Dies soll aber nicht bedeuten, dass man sich keine Träume leisten darf. Mit unseren Gedanken steuern wir die Ereignisse unserer Realität, die wir jeden Moment neu erfinden und erschaffen. Unsere Träume und Wünsche sind hierbei sehr wesentlich.

GOOD NEWS: An welchen Projekten arbeitest du gerade?

Teflon Fonfara: Das wechselt ständig. Unter dem Projektnamen „Siriusengel“ habe ich witzige deutsche Songs gemacht, die ich veröffentlichen möchte. Dann habe ich ein satirisches Gitarrenbuch geschrieben und gezeichnet, nach einem Verlag suche ich noch. Danach denk ich mir wieder etwas Neues aus, und so zischt das Leben dahin.

GOOD NEWS: Alles Gute für dich und vielen Dank für das Gespräch. (TaKe)

Teflon Fonfara mit seiner Elektro-Sitar, der er fernöstlich inspirierte Klänge entlockt.
13.11.2010
(Ausgabe 13. November 2010)