Gelbkopfamazonen in Stuttgart

Amsel, Drossel, Fink und Papagei?

Die Gelbkopfamazone fühlt sich in Stuttgarts Parks und Gärten wohl. (Bild: Marie Martin)

Vor 24 Jahren wurden sie zum ersten Mal gesehen. Woher sie kamen, weiß niemand so genau, aber dass es seither immer mehr werden, ist sicher. Über vierzig wurden schon gezählt. Ein gelber Kopf und ein ansonsten grünes Federkleid, das sind die Merkmale der Gelbkopfamazone, einer Papageienart, die inzwischen in Stuttgart heimisch geworden ist.
Erstmals freifliegende Papageien
Die Tierpfleger der Wilhelma staunten nicht schlecht, als sie 1984 erstmals frei fliegende Papageien in ihrem Tier- und Pflanzenpark sahen. Vermutlich waren es Tierfreunde, die einen frei lebenden Papagei durch den Winter brachten, ihm einen Partner kauften und auch diesen in die Freiheit entließen. Dass es sich dabei um Geschlechtspartner handelte, war reine Glückssache. Seither pflanzt sich die eigentlich aus den Regenwäldern Mexikos stammende Vogelart munter fort.
Anpassung an das neue Klima
Dabei stört sie auch nicht, dass es in unseren Breiten viel kälter ist als in ihrer tropischen Heimat. Ein Phänomen, das auch in anderen Teilen Deutschlands beobachtet wird. Immer mehr „auswärtige“ Papageien und Sittiche passen sich dem mitteleuropäischen Klima an und bilden Brutkolonien. Eine weitere Gelbkopfamazonenkolonie, die sich in Freiheit vermehrt, ist Experten allerdings nicht bekannt. Und auch Inzuchtprobleme gibt es bisher nicht, obwohl die einzelnen Papageien sehr eng miteinander verwandt sind.
Schöner Anblick mit Risiken
Ob in der Innenstadt oder in Randbezirken der Landeshauptstadt, die Vögel tauchen überall auf und sind dann auch leicht zu erkennen. Mit ihrem dicken Bauch und dem bunten Gefieder ähneln sie in keiner Weise den ansässigen Arten wie Amsel und Fink. Doch so schön der Anblick der laut kreischenden Exoten im heimischen Park auch ist, Vogelforscher beobachten diese Entwicklung mit Skepsis. Zu ihnen gehört auch Michael Schmolz vom Naturschutzbund Stuttgart. „Die Tiere haben keine natürlichen Feinde und stehen bei der Suche nach Brutplätzen in Konkurrenz zu einheimischen Tieren wie dem Steinkauz und der Hohltaube“, so der Naturschützer.
Genaue Beobachtung
In ihrer Heimat Mexiko gilt die Gelbkopfamazone dagegen als vom Aussterben bedroht. Nicht zuletzt deshalb wird die Population in Stuttgart genau beobachtet und die Bevölkerung aufgeklärt. Der Naturschutzbund Stuttgart (NABU) bietet regelmäßig vogelkundliche Führungen an, bei denen Michael Schmolz Wissenswertes über den Bestand, die Herkunft und die Fressgewohnheiten der Tiere erläutert.
Gute Voraussetzungen
Papageien stehen unter Artenschutz und dürfen deshalb nicht gejagt werden. Gute Voraussetzungen, bald noch mehr von ihnen in den Bäumen Stuttgarts sitzen zu sehen. (PIR)

12.03.2008
(Ausgabe März 2008)