Lisa Bitter und Till Wonka alias Romeo und Julia. (Bilder: Matthias Dreher)

Neue Außenstelle des Staatstheaters NORD

Frischer Wind aus NORD

Der Garten des Capulet steht an diesem Sonntag im Stuttgarter Norden, am Löwentorbogen. Das Wetter mag nicht so recht mitspielen, aber das ist egal, denn Shakespeares Verse wärmen auch so das Herz. Auf der Probebühne der neuen Außenstelle des Staatstheaters NORD nimmt der Schauspieler Sebastian Kowski einige unerschrockene Besucher an die Hand, um ein verheißungsvolles Versprechen einzulösen: Einmal Romeo und Julia sein! Die Balkonszene in besagtem Garten rührt die Herzen. So viel Liebreiz, Lust und Leid war jedenfalls selten, wenn Julia ihren Romeo ahnungsvoll anschmachtet: „Des Sommers warmer Hauch kann diese Knospe der Liebe wohl zur schönen Blum‘ entfalten, bis wir das nächste Mal uns wiedersehn.“

Tag der offenen Tür im NORD

Auch wenn der Sommer beim Tag der offenen Tür des NORD am 4. Dezember noch denkbar weit weg ist, treiben das neue Probenzentrum und die Studiobühne des Staatstheaters bereits sichtbare Blüten. STAATSTHEATER steht in monumentalen Lettern auf der Fassade des ehemaligen Industriebaus am Löwentorbogen. In grünem Neon leuchtet der Schriftzug NORD mit der programmatisch geballten Faust im O.

Mehr als eine Außenstelle

Der Einfachheit halber könnte man sagen: Das ehemalige Depot des Staatstheaters im Stuttgarter Osten ist halt umgezogen und residiert jetzt im Norden. Aber das wäre eben nur die halbe Wahrheit. Denn tatsächlich ist das NORD weit mehr: Es ist eine Studiobühne mit 150 Plätzen und beherbergt zudem sechs ausgewachsene Probebühnen – drei für das Schaupiel, drei für die Oper. Auf einer Fläche von mehr als 10.000 Quadratmetern werden im Probenzentrum NORD Kulissen und Requisiten in Originalmaßen aufgebaut, ja, nicht einmal auf eine Drehbühne müssen die Probeaufbauten verzichten.

Die neue Außenstelle macht neugierig

Gerade wird auf einer der komplett schwarz getünchten Probebühnen Bertolt Brechts Drama „Der gute Mensch von Sezuan“ in der Regie von Thomas Dannemann vorbereitet, das am 16. Januar 2011 in der Arena Premiere feiert. Nebenan findet der Aufbau für den „Rosenkavalier“ in der Staatsoper statt. Viel gibt es zu sehen. Und die Menschen sind ganz offensichtlich neugierig darauf. Mehr als 600 Besucher kommen zum Tag der offenen Tür, und ihre Reaktionen lassen erahnen, dass es der neue Ort nicht schwer haben wird, bei den Theaterbegeisterten anzukommen. Und sie sprechen eindeutig dafür, die absolut spannenden Probebereiche des NORD auch künftig immer wieder für die Öffentlichkeit zu öffnen.

Junge Regisseure treffen auf klassische Stoffe

Das Herzstück des NORD, die Studiobühne, liegt künftig in den Händen der künstlerischen Leiterinnen Catja Baumann und Katrin Spira. Neben der Faust im Logo des Schauspiels setzen die beiden auf „Kontraste“: Junge Regisseure treffen auf klassische Stoffe – Kristo Sagor auf Heinrich von Kleists „Ampitryon“, Mareike Mikat auf Max Frischs „Homo Faber“. Und Catja Baumann selbst inszeniert eben Shakespeares Klassiker „Romeo und Julia“.

Premiere im Januar

Wer wissen will, welchen Lauf die Geschichte um das vielleicht berühmteste Liebespaar aller Zeiten nimmt, bekam beim Tag der offenen Tür des NORD auf der Probebühne einen Eindruck. Das Ende der Geschichte wird erst zwei Wochen später verraten. Dann nämlich feiert „Romeo und Julia“ Premiere – und zwar in doppelter Hinsicht: Denn mit dem Stück wird auch die neue Studiobühne NORD eröffnet. (RC)

Karten und Programm:

Das NORD bei Nacht.
Die markante Außenfront des NORD.
11.12.2010
(Ausgabe 11. Dezember 2010)