Rennfahrer Markus Winkelhock vertraut darauf, dass seine Stuttgarter Fans ihn 2010 unterstützen. (Bild: Audi Motorsport)

Markus Winkelhock

Kraft tanken für die Saison

Markus Winkelhock besitzt das Rennfahrer-Gen, soviel ist klar. Pünktlich zum Beginn der DTMSaison steht uns der Audi-Pilot im Interview Rede und Antwort. Der 29-Jährige hat sich für die Saison 2010 viel vorgenommen.

GOOD NEWS: Jeder Motorsportbegeisterte kennt den Namen Winkelhock. Wie sind Sie denn zum Motorsport gekommen?

Markus Winkelhock: Das war eher familienbedingt. Mit meinem Onkel Joachim, selbst DTM-Fahrer, war ich schon früh bei diversen Rennen. Mein Cousin Jens war schon früh in der Formel Renault aktiv – schon mein Opa fuhr Motorradrennen. Mein Vater, Manfred Winkelhock, fuhr bis zu seinem tödlichen Unfall bei der Sportwagen Weltmeisterschaft und in der Formel 1 mit. Ich selbst bin anfangs nur hobbymäßig Kart gefahren. Irgendwann hat mich dann jemand auf einer Kartbahn angesprochen, und noch in derselben Saison wurde ich Vizemeister in der Formel König und blieb beim Motorsport. Kein Wunder – in meiner Familie sind ja alle ein wenig motorsportverrückt. Das Benzin steckt bei uns eben im Blut.

GOOD NEWS: Sie waren ja schon in vielen verschiedenen Rennklassen unterwegs, unter anderem in der Formel 1. Ist so ein Rennklassenwechsel nicht eine große Umstellung?

Markus Winkelhock: Es ist natürlich ein Unterschied zwischen einem Formel-Auto und einem Tourenwagen, doch ein DTM-Wagen ähnelt einem Formel-Auto schon sehr. In der Formel 1 bin ich aber auch nur einen Grand-Prix und einige Testkilometer gefahren. Von daher war die Umstellung für mich eigentlich gar kein Problem. Nach ein paar Kilometern war ich relativ fix wieder drin.

GOOD NEWS: Das technische Niveau in der DTM ist sehr hoch. Wie fühlt sich denn so ein Rennbolide an?

Markus Winkelhock: Auch wenn die Wagen Straßenautos sehr ähnlich sehen, sind es reinrassige Rennfahrzeuge. Durch den starken Abtrieb kann man extrem hohe Kurvengeschwindigkeiten fahren und erst sehr spät bremsen. Auch wenn wir nicht die Rundenzeiten der Formel 1 fahren, wirken schon extreme Kräfte. Im Auto herrschen außerdem bis zu 70 Grad – eine Klimaanlage gibt es nicht, denn die kostet Gewicht und Leistung. Wenn man dann eine Stunde fährt, mit Helm auf, Overall an und feuerfester Unterwäsche darunter, verlangt das dem Körper einiges ab.

GOOD NEWS: Von Fitness einmal abgesehen: Was fordert die DTM von einem Fahrer?

Markus Winkelhock: Grundvoraussetzung ist ein Talent zum Autofahren (lacht). Eine Menge Ehrgeiz sollte man außerdem mitbringen. Man muss mit seinem Team und seinem Ingenieur eng zusammenarbeiten und versuchen, Auto und Strategie jedes Wochenende perfekt hinzubekommen, denn in der DTM sind die Zeitabstände recht eng. Vor dem Rennen kommt also erst einmal eine Menge Teamarbeit.

GOOD NEWS: Liegt der Reiz der DTM darin, dass das Feld so eng aufeinanderfolgt?

Markus Winkelhock: Auf jeden Fall. Wenn ich mich ins Auto setzen würde und von vornherein wüsste, ich komme als erster ins Ziel und kann jedem davonfahren, dann wäre es schnell langweilig. Der Reiz ist ja gerade, das Letzte aus sich, aus dem Team und dem Auto heraus zu kitzeln.

GOOD NEWS: Der Tourenwagensport gilt ja als sehr publikumsnah. Wie erleben Sie denn Ihre Fans?

Markus Winkelhock: Im Vergleich zur Formel 1 ist die DTM sehr fanfreundlich. Die Fans können durch das Fahrerlager und die Boxengasse laufen und kommen viel näher an die Fahrer heran. Sie können sich auch mal mit den Piloten unterhalten. Letztendlich lebt der Sport ja von den Fans und ich finde es toll, dass man sie so stark einbindet.

GOOD NEWS: Apropos Fans: Erkennt man Sie denn hier? Was können Sie über die Stuttgarter Fans sagen?

Markus Winkelhock: Es ist nicht so, dass mir alle Leute hinterher rennen, wenn ich über die Königstraße laufe (lacht). Gelegentlich heißt es schon: „Sie sind doch dieser Rennfahrer“, aber belagert werde ich von den Fans noch nicht.

GOOD NEWS:
Obwohl die meisten Motorsport-Arenen ein ganzes Stück entfernt sind, wohnen Sie Großraum Stuttgart. Was verbindet Sie mit der Region?

Markus Winkelhock: Einiges! Ich bin hier aufgewachsen. Ich habe bis jetzt mein ganzes Leben hier im Raum Stuttgart verbracht. Hier sind meine Freunde und meine Familie. Die Familie Winkelhock ist bekannt dafür, dass wir alle sehr heimatverbunden sind. Ich fühle mich hier wohl und solange ich nicht muss, sehe auch gar keinen Grund, warum ich wegziehen sollte.

GOOD NEWS: Wenn Sie mal nicht im Cockpit sitzen: Was machen Sie denn in der Region? Wie tanken Sie zum Beispiel Kraft für die Rennen?

Markus Winkelhock: Ich wohne ein wenig außerhalb. Wenn ich vor die Tür gehe, bin ich direkt im Wald. Kraft tanke ich dort beim Joggen und Radfahren. Außerdem bin ich hier aufgewachsen und die vertraute Umgebung reicht oft aus, um wieder Kraft zu tanken.

GOOD NEWS: 2009 haben Sie ihre Platzierung verbessert und dabei große Namen wie Ralf Schumacher auf die Plätze verwiesen. Ein gutes Vorzeichen für 2010?

Markus Winkelhock: Ja, ich denke schon. 2009 gab es Höhen und Tiefen, aber ich denke, das wird Ihnen jeder Fahrer nach der Saison sagen. Ich war Zweitbester im Vorjahres- Audi, natürlich wäre ich gern Bester gewesen. Aber wenn man sich schnell zufrieden gibt, ist man in jedem Sport fehl am Platz. Dieses Jahr werde ich wieder versuchen, gute Einzelresultate und Achtungserfolge einzufahren und hoffe, dass ich am Ende der Beste im Vorjahreswagen bin.

GOOD NEWS: Herr Winkelhock, ein Wort an Ihre Stuttgarter Fans.

Markus Winkelhock: Ich hoffe natürlich, dass meine Stuttgarter Fans mir wie beim ersten „Heimrennen“ in Hockenheim für alle Starts fest die Daumen drücken.

GOOD NEWS: Herr Winkelhock, vielen Dank für das Gespräch. GOOD NEWS wünscht Ihnen eine erfolgreiche Saison 2010. (FF)


Steckbrief


Name:

Markus Winkelhock

Geburtsjahr/-ort:

13. Juni 1980 in Stuttgart- Bad Cannstatt

Meilensteine:

1998: Beginn der Rennfahrer-Karriere in der Formel König
2004: Erste DTM-Saison für das Team Persson Motorsport
seit 2008: Start bei der DTM für das Team Rosberg mit einem Vorjahresmodell des Audi A4
2009: 10. Platz am Ende der DTM-Saison

30.04.2010
(Ausgabe Mai 2010)